(*1. Juli 1930 in La Paz), auch »Goni« genannt, führender Politiker und zweifacher Präsident Boliviens. Im Rahmen der »paktierten Demokratie« übte er 1993-1997 und 2002-2003 das höchste Staatsamt aus. Er stammt aus einer wohlhabenden Unternehmerfamilie und lebte bis 1951 in den USA, wo er Literatur und Philosophie studierte. In den 1950er Jahren versuchte er sich in verschiedenen Filmprojekten. 1962 gründete er die Bergbaugesellschaft COMSUR und stieg später zu einem der erfolgreichsten Unternehmer des Landes auf. 1985 wurde er als MNR-Vertreter von Cochabamba in den Senat gewählt, dessen Vorsitz er dann übernahm. Als Planungsminister der Regierung von Paz Estenssoro (1985-1989) war er gemeinsam mit Jeffrey Sachs, einem Ökonomieprofessor aus Harvard, den die Regierung als Berater nach La Paz geholt hatte, Hauptarchitekt der neoliberalen Strukturreformen. Bei den Präsidentschaftswahlen von 1989 belegte »Goni« als Kandidat des MNR mit 25,6 Prozent zwar den ersten Platz, kam aber erst 1997 ins höchste politische Amt. In seiner ersten Regierungszeit führte er die neoliberale Politik mit der Privatisierung der wichtigsten Staatsunternehmen und Reformen der »zweiten Generation« (Verfassungs-, Bildungs-, Verwaltungs- und Landreform) fort. Während seiner zweiten Amtszeit kam es wegen einer umstrittenen Steuerreform und des »Gaskrieges« zu heftigen Protesten, die er blutig unterdrücken ließ. Am 17. Oktober 2003 trat er zurück und setzte sich nach Miami ab. Die tragische Bilanz seiner 14monatigen Regierung waren 112 Tote. Seit 2004 läuft in Bolivien gegen ihn ein juristisches Verfahren wegen Völkermords.
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Sánchez de Lozada, Gonzalo
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