Quetzal Vogel
News Icon
Quetzal

Politik und Kultur in Lateinamerika

Template: single_normal
Artikel

Movimiento Nacionalista Revolucionario (MNR)

Peter Gärtner | | Artikel drucken
Lesedauer: 2 Minuten

Dt.: Nationalistisch-Revolutionäre Bewegung. Die MNR ist die wichtigste Partei Boliviens in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Den Grundstein dafür legte sie in der Revolution von 1952. Die Partei wurde 1941 im Gefolge des Chacokrieges gegründet und versuchte vor 1952 auf zwei Wegen an die Regierung zu gelangen, die jedoch beide scheiterten: Einmal mittels Putsch im Bündnis mit Reformmilitärs unter Gualberto Villarroel, der von 1943-1946 regierte; zum anderen mittels Teilnahme an den Wahlen 1951, die die MNR zwar gewinnen konnte, aber durch einen Rechtsputsch an der Machtübernahme gehindert wurde. Ihre große Stunde schlug dann im April 1952, als mit einer siegreichen Volkserhebung die »Nationale Revolution« einen grundlegenden, aber unvollendet gebliebenen Wandel Boliviens einleitete. Unter ihren beiden historischen Führern, Víctor Paz Estenssoro und Hernán Siles Zuazo, stellte die Partei bis 1964 die Regierung. Dabei profitierte sie von zahlreichen Maßnahmen, die die Situation der Mehrheit der bolivianischen Bevölkerung deutlich verbesserten, wie die Agrarreform, die Nationalisierung der Bodenschätze oder die Einführung des allgemeinen Wahlrechts. Unter den zumeist rechten, repressiven Militärregierungen, deren Ära – mit kleinen Unterbrechungen – von 1964 bis 1982 anhielt, setzte eine Polarisierung ein, die sich auch in der Spaltung der MNR niederschlug. Während der sich »authentisch« nennende rechte Parteiflügel unter Paz Estenssoro die Kollaboration mit den Militärs suchte, nahm der linke Flügel unter Führung von Siles Zuazo in Gestalt der MNR der Linken (MNRI), die 1972 im chilenischen Exil gegründet worden war, den Kampf gegen die Banzer-Diktatur auf. Nach Beginn der Demokratisierung 1982 gelang es der MNR insgesamt dreimal (1985-1989, 1993-1997 und 2002-2003), den Präsidenten zu stellen. Allerdings markierte die letzte MNR-Regierung von Gonzalo Sánchez de Lozada, die im Oktober 2003 durch eine breite Protestbewegung hinweggefegt wurde, bereits das Ende dieser Ära. Bei den Wahlen im Dezember 2005 erreichte die MNR nur noch 6,5 Prozent, um dann vier Jahre später endgültig in der Bedeutungslosigkeit zu verschwinden.