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Paraguay: Das andere COVID 19-Wunder

Redaktion | | Artikel drucken
Lesedauer: 3 Minuten

Paraguay_FlaggeDrei COVID 19-Wunder – Nicaragua, Cuba und Uruguay – kennen wir schon in Lateinamerika. Paraguay ist mit 3.629 der Gesamtfälle (19.07.2020) das lateinamerikanische Land auf der Liste mit den viertwenigsten Infizierten. Bei den Corona-Toten pro eine Million Einwohner rangiert es an letzter Stelle im Lateinamerika-Ranking, ist hier also sogar am günstigsten aufgestellt: Es hat nur 12. Für die anderen von Corona wenig betroffenen Länder hatten wir gute Erklärungen parat: Cuba hat ein bemerkenswertes Gesundheits- und Sozialsystem, Uruguay verfügt darüber hinaus noch über geringe Armutszahlen und ein gut ausgebautes demokratisches Staatswesen, und für Nicaragua … kann einfach die Zählweise bezweifelt werden. Aber Paraguay, das hat doch nichts davon! Stimmt. Das Land gibt in der Region zudem am wenigsten für Soziales aus und hat ein besonders schlechtes Gesundheitssystem. Hier muss es also anders funktionieren! Aber wie? Zunächst weiß das Land vorteilhafte Bedingungen zu vermelden, die sonst nur schwerlich als positiv einzuschätzen sind: Es ist isoliert, eine „von Land umgebene Insel“ (Roa Bastos), was internationale Flüge und Tourismus betrifft. Mit China pflegt es keine diplomatischen Beziehungen, sondern nur mit Taiwan. Es zählt auch verhältnismäßig wenige Einwohner, von denen eine Minderheit in den Städten lebt. Und es hat eine schnelle, wirksame und konsistente Anti-Corona-Politik betrieben und diese auch erfolgreich kommuniziert: Es war am 7. März 2020 eines der ersten Länder, die eine Quarantäne deklariert haben. Am 20. März herrschte bereits ein vollständiger Lockdown – bis zum 3. Mai. Mundschutz, physische Distanz, obligatorisches Fiebermessen, Händewaschen und Schuhreinigen vor den Läden werden bis heute nicht in Frage gestellt. Für aus Corona-gefährdeten Gebieten, insbesondere aus Brasilien Einreisende gibt es „Gesundheitshotels“, in denen diese nach ihrer Einreise 14 Tage bleiben müssen. So weit, so gut. Und der Pferdefuß? Es sind Füße, nicht nur ein Fuß: Zur Absicherung wird in Paraguay auch eine ihre Rechte missbrauchende Polizei eingesetzt. Die Grenze ist in Schlüsselabschnitten militarisiert. Es werden verfassungsmäßige Rechte verletzt, mithin ohne das System der Checks and Balances einzuhalten. Der Gesundheitsnotstand beruht auf einem Gesundheitsgesetz, das in den diktatorischen 1980er Jahren unter dem berüchtigten Stroessner-Regime verabschiedet worden war. Überhaupt, so heißt es, sei eine aus Stroessner-Zeiten überkommene Angst vor Strafe ein Motiv zur strikten Befolgung der Gesundheitsmaßnahmen. Autoritarismus als beste Grundlage für Epidemie-Bekämpfung? Aber auch Uruguays Ergebnisse sind gut, und dieses Land hat eine bestens funktionierende Demokratie! Also im Zweifel doch lieber Uruguay! Oder wirkt auch hier eher erinnerter Autoritarismus als Demokratie, so wie in Paraguay? Schwer vorstellbar. Ach, und nicht zu vergessen, die Corona-Kurven in Paraguay steigen, sogar exponentiell, und bei der der Zahl der Corona-Tests pro eine Million Einwohner steht das Land recht schlecht da – es gehört nur zur zweiten Hälfte der Länder Lateinamerikas. Auch hier ist Uruguay das erfolgreichere Beispiel. Erst die Zukunft wird wohl diesen – natürlich imaginären – Wettbewerb entscheiden (Bild_cc_wiki).

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