Paraguay: Verhaftung des Entführers José Mariano Villalba
|In Paraguay soll heute José Mariano Villalba Ayala einem Haftrichter vorgeführt werden. Villalba, der gestern verhaftet wurde, steht unter dem Verdacht, die logistische Unterstützung für die sogenannte Paraguayische Volksarmee (Ejército del Pueblo Paraguayo, EPP) zu organisieren. Ihm wird die Beteiligung an der Entführung des Viehzüchters Luis Linstron im Jahr 2008 vorgeworfen. Der Ejército del Pueblo Paraguayo macht in Paraguay seit einigen Jahren vor allem mit Entführungen auf sich aufmerksam. Die jüngste Aktion war die Entführung des Großgrundbesitzers Fidel Zavala, der am 17. Januar – mehr als drei Monate nach seiner Entführung – nach Zahlung eines hohen Lösegeldes freigelassen wurde. Die Behörden gehen davon aus, dass José Villalbas Bruder Osvaldo der Kopf dieser Entführung war. Während der EPP nach Aussagen seiner „Sprecherin“ Carmen Villalba für einen „revolutionären Sozialismus“ und gegen die „verräterischen vermeintlichen Sozialisten“ in der Regierung von Fernando Lugo kämpft, verbreiten Vertreter der rechten Opposition in den Medien immer wieder Vorwürfe, Lugo und seine Anhänger würden den EPP unterstützen. Menschenrechtler und Vertreter von Basisorganisationen vermuten die Herkunft der Guerilleros des selbst ernannten Volksheeres jedoch weniger in der linken Szene. Sie mutmaßen, dass es sich um Paramilitärs handelt, deren Ziel es sei, das Land zu destabilisieren und die Regierung Lugo zu stürzen. Revolutionäre Phrasen und populistische Aktionen dienten lediglich als Deckmantel. Der Führer der Kommunisten Paraguays, Luis Casabianca, der in den sechziger Jahren zur politischen Führung der Guerillabewegung Fulna gehörte, verglich die Aktionen des EPP mit den terroristischen Methoden von Ex-Diktator Stroessner. Präsident Lugo hat dem Ejército del Pueblo Paraguayo den Kampf angesagt und die Militärs angewiesen, mit allen verfügbaren legalen Mittel gegen die Gruppierung vorzugehen. Die Aktionen von Polizei und Militär richten sich jedoch bisher vornehmlich gegen Vertreter von sozialen und Kleinbauernbewegungen. Menschenrechtler berichten von willkürlichen Verhaftungen und Folterungen. Sie warnen Lugo davor, unter dem Siegel der Bekämpfung des EPP eine Kriminalisierung der sozialen Bewegungen zuzulassen. (Karte: University of Texas at Austin)