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Politik und Kultur in Lateinamerika

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La Violencia

Peter Gärtner | | Artikel drucken
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Das spanische Wort La Violencia (dt.: Gewalt) bezeichnet den gewaltsamen Konflikt zwischen der liberalen Partei (Partido Liberal Colombiano) und der konservativen Partei Kolumbiens (Partido Conservativo Colombiano), der von 1948 bis 1958 andauerte und in diesem Zeitraum 200.000 bis 300.000 Opfer forderte. Drei Viertel davon entfallen auf die Regierungszeit des konservativen Präsidenten Laureano Gómez (1950-1953), unter dem die Violencia im mehr die Züge einer staatlich geplanten Vernichtungskampagne gegenhttps://quetzal-leipzig.de/lexikon-lateinamerika/la-violencia Liberale und Kommunisten, aber auch gegen Protestanten und Freimauer annahm.

Auslöser der Gewalt war die Ermordung des liberalen Politikers und führenden Präsidentschaftskandidaten Jorge Eliciér Gaitan am 9. April 1948. Dies provozierte zunächst schwere Unruhen in Bogotá (den sogenannten Bogotazo) und daraufhin auch landesweite Aufstände der liberalen Unterschichten. Zu deren Bekämpfung schlossen sich beide Elite-Fraktionen, die konservative Regierung und die liberale Führung zusammen, um ihre gemeinsamen Herrschaftsinteressen gegen die Rebellion von unten zu verteidigen.

Die Annährung zwischen konservativer und konservativer Elite beschleunigte sich deutlich, nachdem die Selbstschutzbewegung der ländlichen Bevölkerung unter Führung der Kommunisten ab 1952 organisierte Formen angenommen und sich auf Machtübernahme und radikale Agrarreform orientiert hatte. Im Verlauf dieser Kämpfe kam es auch in Teilen des Landes zur Bildung „unabhängiger Republiken“.

Diese Konstellation erleichterte es General Gustavo Rojas Pinilla, durch einen Staatsstreich eine persönliche Diktatur zu errichten, die sich am Peronismus orientierte. 1954 wurde er von den Führungen der beiden Großparteien mangels Alternativen als Präsident bestätigt. Es gelang ihm zunächst, die Kämpfe durch eine relativ großzügige Amnestiegesetzgebung zu verringern. Als die Gewalt jedoch wieder aufflammte, unternahm er eine Militäroffensive gegen die bäuerlichen Selbstverteidigungskräfte und zwang sie zum Rückzug in den Süden des Landes. Angesichts wachsenden Widerstands der Bevölkerung schlug Rojas Pinilla einen zunehmend repressiven Kurs ein. Ins Wanken geriet seine Herrschaft jedoch erst, nachdem er sich in Fragen der Besteuerung und der Wirtschaftspolitik mit der Oligarchie zu überwerfen begann. Seine Ambitionen, zu den Wahlen 1958 mit einer eigenen politischen Bewegung anzutreten, brachten dann das Faß vollends zum Überlaufen. Nach Generalstreiks wurde er schließlich 1957 zum Rücktritt gezwungen. Zuvor hatten sich Konservative und Liberale auf die Bildung einer Koalitionsregierung geeinigt, aus der später die „Nationale Front“ hervorging.