José Raúl Vera López (66) war Chemiker ehe er in den Dominikanerorden eintrat, Mitte der 70er Jahre zum Priester und Ende der 80er Jahre zum Bischof geweiht wurde. 1995 schickte ihn der Vatikan nach Chiapas: Ein Jahr nach dem Freihandelsabkommen NAFTA und dem Beginn des Aufstandes der Zapatisten, sollte er, so die Süddeutsche Zeitung in einem Porträt Veras (24./25.3.2012), den legendären „roten Bischof“ Samuel Ruíz „an die Leine legen“. Die Rechnung ging nicht auf: Raúl Vera solidarisierte sich mit den Unterdrückten gegen die Repression von Militär, Paramilitärs und Großgrundbesitzern und arbeitete Seite an Seite mit Don Samuel. Folglich durfte er nicht sein Nachfolger werden und wurde 1999 vom Papst „in die Wüste“ geschickt – in den Norden Mexikos, nach Saltillo im Bundesstaat Coahuila, den eine 500 Kilometer lange Grenze entlang des Rio Grande vom US-amerikanischen Texas trennt. Dort gründete Vera u.a. eine Herberge, die MigrantInnen aus Zentralamerika auf ihrem gefährlichen Weg in die USA Schutz bietet und er engagierte sich weiter für die am stärksten Marginalisierten. Kritik hat ihm nicht zuletzt sein Einsatz für die Rechte von Prostituierten, Homosexuellen und Lesben eingebracht, vor allem aber auch seine permanente Anklage gegen den vermeintlichen „Drogenkrieg“ der Regierung Calderón, staatliche Korruption, Machtmissbrauch, Straflosigkeit und den fehlenden Schutz der Zivilbevölkerung durch die ihrerseits vom organisierten Verbrechen durchsetzten staatlichen Institutionen. Gemeinsam mit dem Schriftsteller Javier Sicilia ist Bischof Vera eine der wichtigsten Stimmen des landesweiten Movimiento por la Paz con Justicia y Dignidad (Bewegung für den Frieden in Gerechtigkeit und Würde), das Ende März ihr einjähriges Bestehen feierte.
Bildquelle: Quetzal-Redaktion, Christiane Schulz