Der Skandal der kolumbianischen Geheimdienstbehörde DAS (Departamento Administrativo de Seguridad) gelangte im Jahr 2006 an die Öffentlichkeit. Der bereits 2005 festgenommene Leiter der Informatik-Abteilung, Rafael García, beschuldigte seinen Chef und damaligen Direktor des DAS, Jorge Noguera, der Zusammenarbeit mit den Paramilitärs.
Laut García hat Noguera 2002 als damaliger Direktor der Wahlkampagne von Uribe im Departament Magdalena Wahlbetrug betrieben. Und nicht nur Noguera hat mitgewirkt, sondern auch andere Personen, die zur Zeit bei der Regierung Uribes tätig sind. Dazu kommt noch die Anschuldigung, dass der Wahlbetrug mit der Unterstützung des rechtsorientierten Paramilitär-Führers Rodrigo Tovar, besser bekannt als „Jorge 40“, erfolgte. Garcia vermutet aber, dass diese „Partnerschaft“ mit den Paramilitärs darüber hinausging, und Noguera, bereits als Direktor des DAS, Kontakt zu Jorge 40 pflegte. Es sei beim DAS bekannt, dass Noguera eine Liste von Aktivisten und Gewerkschaftlern an den Führer der Paramilitärs übergab. Die Personen auf dieser Liste wurden kurz danach ermordet aufgefunden. Es existierten also Todesschwadronen, die der Geheimdienst indirekt duldet. Ob Präsident Alvaro Uribe von diesen Machenschaften wusste, konnte García nicht bestätigen.
Dazu kommen noch weitere Spekulationen in den Medien, die sogar eine Verwicklung des DAS beim Attentat gegen den venezolanischen Präsident Hugo Chávez für möglich halten. Dass die Behörde einen großen Spielraum in der kolumbianischen Politik besitzt, zeigt sich z.B. in deren Tätigkeiten. Sie ist nicht nur für die Geheimdienstaktivitäten zuständig, sondern auch für andere Bereiche wie Immigration und Touristen-Visa, oder für den Schutz von wichtigen politischen Persönlichkeiten im Land, was die Attraktivität der Behörde für die paramilitärischen Gruppen erhöht.
Noguera und García wurden im Oktober 2005 von Uribe, nachdem beide sich gegenseitig einer Zusammenarbeit mit den Paramilitärs beschuldigt haben, entlassen. García wurde bereits im Januar 2005 wegen Manipulation der Datenbanken des DAS zugunsten der Paramilitärs in Untersuchungshaft genommen und erkannte im November 2006 seine Schuld in diesem Fall an. Er gab außerdem zu, 2002 Wahlbetrug begangen zu haben und Mitglied bei den Paramilitärs gewesen zu sein. Er wurde zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt.
Noguera hingegen, der vor dem Skandal mit seiner Familie in einem luxuriösen Penthouse in Bogotá wohnte (die laut des kolumbianischen Magazins Cambio durch die DAS bezahlt wurde), bekam von Uribe einen Posten im kolumbianischen Konsulat in Mailand und behauptet, unschuldig zu sein. Sowohl Noguera als auch Uribe reagierten auf den Skandal, indem sie die Medien kritisierten. Es sei alles nur eine Kampagne, um Uribes Ruf zu schädigen und seine Wiederwahl (2006) zu erschweren.
Im November 2006 veröffentlichte die Zeitschrift Semana einen Artikel, in dem der Gerichtshof die Rolle vieler Politiker beim aktiven Aufbau von paramilitärischen Gruppen aufdeckte und die Schuldigen verurteilte. Im Umfeld des Präsidenten gab es bereits die ersten „Opfer“. Die Außenministerin Consuelo Araújo trat zurück, nachdem gegen ihren Vater und ihren Bruder ein Gerichtsproess begann. Fünf Parlamentarier wurden per Haftbefehl gesucht. Uribe unterstützte seinen „buen muchacho“, Jorge Noguera, bis zur letzen Minute. Dieser wurde aber im Februar 2007 ebenso festgenommen. Als die Popularität Uribes Mitte 2007 anfing zu fallen, startete eine Medienkampagne gegen die FARC.