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Politik und Kultur in Lateinamerika

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Chaco-Krieg

Franziska Näther | | Artikel drucken
Lesedauer: 2 Minuten

Der Chaco-Krieg (1932-35) zwischen Bolivien und Paraguay gilt als größte und blutigste kriegerische Auseinandersetzung im 20. Jahrhundert auf dem amerikanischen Kontinent.

Ausgangspunkt des Krieges war das zwischen Paraguay und Bolivien gelegene Gebiet Gran Chaco. Bereits 1852 erhob Bolivien Anspruch auf das noch heute kaum bewohnte Gebiet, das von Steppen- und Flusslandschaften geprägt ist und aufgrund seiner klimatischen Verhältnisse landwirtschaftlich wenig nutzbar ist. Beide Länder versuchten in das Gebiet vorzudringen und es zu besiedeln. Ihr Interesse für die Region steigerte sich umso mehr, als Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts Bodenschätze, vor allem reiche Erdölvorkommen, in diesem Gebiet vermutet wurden. Während Bolivien Probebohrungen mit der US-amerikanischen Firma Standard Oil durchführte, hatte Paraguay bereits Ölkonzessionen an die britische Firma British Petroleum vergeben. Weitere Ursache des Krieges war die Hoheit über den Río Paraguay, der das Gran Chaco im Osten begrenzt. Als einziger schiffbarer Fluss in diesem Gebiet, der sogar einen Zugang zum Atlantischen Ozean ermöglichte, war er vor allem für Bolivien von besonderer Bedeutung, das seinen einzigen Meerzugang im Salpeterkrieg (1879-1884) an Chile verloren hat.

Nach mehreren kleineren Auseinandersetzungen brach schließlich 1932 der Krieg aus. Beide Seiten wurden von Frankreich, Großbritannien, Italien und den USA mit einem enormen Waffenarsenal, das noch aus dem Ersten Weltkrieg stammte, beliefert. In dem drei Jahre dauernden Krieg, der mit äußerster Brutalität und unter schwierigen logistischen sowie klimatischen Bedingungen geführt wurde, konnte Paraguay schließlich mit Hilfe Argentiniens gegen die besser ausgebildete und ausgerüstete bolivianische Armee die Oberhand gewinnen. Auf beiden Seiten waren die Verluste während des Krieges enorm. Es starben circa 60.000 Bolivianer und fast 50.000 Paraguayer.

Mit der Unterzeichnung des Waffenstillstandes am 12. Juni 1935 und dem drei Jahre später ausgearbeiteten Friedensvertrag erhielt Paraguay den größten Teil des Gran Chaco. Somit verdoppelte Paraguay sein Staatsgebiet, während Bolivien 200.000 Quadratkilometer seines Territoriums abtreten musste, aber den strategisch wichtigen Zugang zum Río Paraguay erhielt.