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Politik und Kultur in Lateinamerika

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Central Obrera Bolivana (COB)

Wencke Dittmann | | Artikel drucken
Lesedauer: 2 Minuten

COB, Bolivien, Foto: Fernando_LocatelliDie Central Obrera Boliviana hatte von 1952 bis 1985 mehr Einfluss auf die politische Situation Boliviens als irgendeine andere Organisation und auch im lateinamerikanischen Vergleich war sie die autonome Gewerkschaft mit dem größten Einfluss auf Politik und Wirtschaft ihres Landes. Geleitet wurde die COB von 1952 bis 1987 von Juan Lechín Oquendo, einer der wichtigsten Persönlichkeiten in der jüngeren Geschichte Boliviens. Ihre Geschichte hängt eng mit der Revolution von 1952 zusammen. Kurz nach den Aufständen von 1952 entstand sie als Dachverband aller Arbeitergewerkschaften Boliviens. Ihre größte soziale Basis stellten bis 1985 die Minenarbeiter dar, die wie die Mehrheit aller Arbeiter aktiv am Sturz der Militärjunta 1952 beteiligt waren. In den Jahren nach 1952 konnte sie ihre Hauptforderungen, die Verstaatlichung der Zinnminen sowie eine Agrarreform, durchsetzen und regierte gemeinsam mit der Partei Movimiento Nacionalista Revolucionario (MNR) bis 1964. Während der Militärdiktaturen von 1964-1978 wurde die COB systematisch zerschlagen, aber aus dem Exil und Untergrund gelang es ihren Mitgliedern, zum Zentrum des Kampfes für die Demokratie zu werden. Beim Übergang zur Demokratie zwischen 1978 und 1982 spielte die Gewerkschaft dann eine ganz entscheidende Rolle.

Ab 1985 verlor die COB jedoch aufgrund neoliberaler Reformen erheblich an Schlagkraft. Ihre Fähigkeit, Arbeiter zu mobilisieren und Forderungen durchzusetzen, hing direkt mit einem Wirtschaftsmodell zusammen, das auf staatlichen Großbetrieben basierte. Gegenüber der Privatisierung von Staatsbetrieben zeigte sie sich als machtlos und durch die Massenentlassungen, vor allem im Zuge der Schließung der staatlichen Minen, verlor sie ihre soziale Basis. Bis heute hat die COB – und mit ihr die Arbeiterbewegung Boliviens – ihre Durchsetzungsfähigkeit nicht zurück gewonnen.

Foto: Quetzal-Redaktion, Fernando Locatelli

Literatur:

Farthing, Linda/ Kohl, Benjamin (2007): El bumerán boliviano. La Paz: Plural.

Linera, Alvaro García/ Chavez, Marxa León/Costas, Patricia Monje (2008): Sociología de los movimientos sociales en Bolivia. Estructura de movilización, repertorios culturales y acción política. La Paz: Plural.