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Politik und Kultur in Lateinamerika

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Revolution von 1952 in Bolivien

Sven Schaller | | Artikel drucken
Lesedauer: 2 Minuten

Die Zeit nach dem Chaco-Krieg bis Mitte der 1940er Jahre war durch große innenpolitische Spannungen gekennzeichnet, wobei verschiedene Elitegruppen (Hacendados, Zinnbarone, Großindustrielle), das Militär sowie eine Allianz aus Mittel- und Arbeiterklasse, die sich 1942 in der Partei Movimiento Nacionalista Revolucionario (MNR) institutionalisierte, um die Vorherrschaft kämpften. Infolge von Revolten und Putschen wechselten sich die jeweiligen Regierungen schnell ab. Als am 06.01.1951 der Kanditat der MNR, Víctor Paz Estenssoro, die Wahl gewann, griff erneut das Militär ein und übernahm die Macht.

In diesem Umfeld kam es am 09.04.1952 zu einer erneuten Revolte, bei der Gewerkschaften, Studenten und Teile der Armee die MNR zurück in die Regierung brachten. Sofort setzte sie ihr antioligarchisches, antiimperialistisches Programm um, das Züge einer nationalistisch-bürgerlichen Revolution trug. Vor allem die Einbindung der Arbeiter und Landbevölkerung in die Gesellschaft besaßen einen sozialrevolutionären Charakter.

Die wichtigsten Ereignisse während der Revolution waren am 17.04.1952 die Gründung der Gewerkschaft Central Obrero Boliviano (COB), in der sich die Träger der Bewegung zusammenschlossen und die die Machtbasis für die MNR bildete, am 31.10.1952 die Verstaatlichung der (weitgehend entkapitalisierten) Zinnminen zur neu gegründeten COMIBOL und am 02.08.1953 die Agrarreform. Dadurch wurde die Macht sowohl der Zinnbarone als auch der alten Agraroligarchie gebrochen, die Leibeigenschaft aufgehoben und zugleich den Indigenen die vollen Bürgerrechte zuerkannt. Mit der Auflösung der Armee schaltete die MNR zudem einen weiteren Konkurrenten um die Vormachtstellung aus. Aufgrund der unklaren Verhältnisse kam es in dieser Zeit jedoch zu einer gravierenden Kapitalflucht und einer rapiden Inflation.

Die Eröffnung von Konzentrationslagern und Zentren der politischen Repression (sogenannte Control Político) in jeder Stadt, die Aufstellung von paramilitärischen Gruppen (milicianos) und die Unterdrückung von Protestaktionen der Opposition wie der Not leidenden Bevölkerung (z.B. bei der Marcha contra el hambre am 22.09.1956 in La Paz) führten zur Errichtung eines quasidiktatorischen Regimes der MNR. Die Wiedereinführung der Armee, die zunehmende Unterdrückung der Linken (v.a. der Partei Falange Socialista Boliviana) und der Gewerkschaften, das Erstarken einer neuen Oligarchie bei gleichzeitig zunehmender Armut höhlten in den Folgejahren die Ergebnisse der Revolution zunehmend aus.