Der Begriff Narcoguerilla wurde in den 1980er Jahren von den USA eingeführt und verbreitet, um den Kampfeinsatz sowohl gegen den Koka-Anbau in Kolumbien als auch gegen die Guerilla zu rechtfertigen. Dabei wird unterstellt, dass sich vor allem die FARC durch das Drogengeschäft finanziert und der Kampf gegen Drogenkartelle und die Guerrillabewegung ein und dieselbe Sache seien. Diese These wurde später von konservativen Kräften in Kolumbien übernommen. Jedoch kann die FARC nicht unter den Generalverdacht der Involvierung in den Drogenhandel gestellt werden. Faktisch ist die Bewegung stark dezentral organisiert, so dass davon ausgegangen wird, dass ein großer Teil der autonomen Einheiten in Drogengeschäfte involviert ist. Andere Teile der Bewegung distanzieren sich jedoch klar davon. Zum Teil bestreitet die FARC Einnahmen aus einer Art Mehrwertsteuer, die sie in ihren Hoheitsgebieten auf die Produktion von Kokablättern und –paste erheben. Sie protegiert den Drogenanbau und -handel. Da jedoch auch kolumbianische Sicherheitskräfte oder Paramilitärs den Kokaanbau protegieren, müsste man auch vom narcomilitar oder der narcopolicía sprechen. Offizielle Schätzungen über direkte oder indirekte Einnahmen der FARC aus dem Drogenhandel gehen weit auseinander und liegen zwischen 20 und 100 Mio. US-Dollar. Umstritten ist die Bezeichnung Narcoguerilla auch deshalb, weil sie eine ideologische Schnittstelle zwischen Drogenorganisationen und Guerrillas voraussetzt. Generell kooperieren Drogenkartelle, die rein wirtschaftlich orientiert sind, mit derjenigen Gruppe, die ihnen den größten Schutz gewähren kann, und das variiert je nach Hoheitsgebieten. Guerrillabewegungen verfolgen hingegen primär politische und sozioökonomische Ziele.
(Quelle: Jäger 2007:79/ 80)