Wer heute durch die Stadt geht, sieht Risse im Beton, Verfall und Ödnis. Durch unzählige Löcher im bunten Dach der monumentalen Kathedrale fliegen die Vögel ein und aus. Brasília, die Hauptstadt Brasiliens, ist an vielen Stellen renovierungsbedürftig. Vor 50 Jahren war daran kein Gedanke: Viele Brasilianer glaubten damals an das Ende von Armut, staatlicher Willkür und Korruption. Auf dem platten Land der Savanne entstand die Moderne – von hier aus sollte sie sich über das ganze Land ausbreiten. Doch nach der feierlichen Einweihung Brasílias, dieser Metropole vom Reißbrett, kamen die üblichen Verdächtigen und verwandelten die schöne Utopie in eine gewöhnliche Stadt: Die Politiker machten sich in den blitzblanken Designergebäuden breit und brachten ihre Vettern und das Schmiergeld mit. Die besitzlosen Landarbeiter aus dem Nordosten nisteten sich am Stadtrand ein. Nur die Planer und Architekten, die sich alles ausgedacht hatten, verschwanden wieder Richtung Zuckerhut.
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Brasília – Eine Utopie wird 50
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